Die Ortschaften

 

 

Weenermoor

 

Weenermoor wird auch das "wandernde Dorf" genannt, denn es ist über die Jahrhunderte mehrmals nach Westen verlegt worden. Die erste Siedlungsreihe lag zu Beginn des 12. Jahrhunderts ursprünglich auf dem schmalen Uferrücken der Weener Geise, einem kleinen Seitenarm der Ems, der durch die Sturmfluten entstanden war. Von dort aus begann die Erschließung des morastigen Landes (Keramikfunde). Alte Karten zeigen, daß bereits 1277 eine zusammenhängende Siedlungsreihe existiert hat. Zusammen mit den Bewohnern von Sankt Georgiwold wurden Bewässerungsgräben, zunächst ein Zuggraben (Togschloot), danach ein größeres Quertief (Dwarsdeep) gezogen und das Land trocken gelegt. Die Bewohner zogen dann in die zweite Siedlungsreihe.

 

Die Kirche in Weenermoor 2005

 

Durch die andauernde Kultivierung des Moores im Westen entfernte man sich immer mehr vom ursprünglichen Dorf. Nach und nach wurden auch diese Häuser abgebrochen und weiter westlich neu erbaut. Einige Einwohner blieben jedoch zurück und noch heute nennt man diese vereinzelten Höfe "Eenhus", "Tweehusen" und "Dreehusen".

 

Neben dem wirtschaftlichen Faktor spielte auch die Verlegung der Straßen im Zuge der jährlichen Überschwemmungen und der Einbruch der großen Sturmfluten von 1494 und 1509 in die Geise eine wichtige Rolle.

 

Erstmals urkundlich erwähnt wird Weenermoor im Jahr 1428. Okko tom Brok, Häuptling im Brookmerland entband mehrere unter seiner Herrschaft stehenden Kirchspiele von ihrem Eid gegenüber seinem Vater Keno. Darunter war auch "Wenighermór". In späteren Urkunden wird der Ort als "Wenygmoer" (1456) und "Wengramoor" (1496) bezeichnet.

 

1581 werden zwei Ortsteile erwähnt, "Overmohr" und "Weenighermohr". Über Overmohr ist nicht viel bekannt, jedoch wird angenommen, daß der Name im Zusammenhang mit den überschwemmten Gebieten steht. Um 1710 taucht in einer Urkunde der Name "Overweniger Mohr" auf. Erst mit der kirchlichen Umpfarrung 1891 wird "Overmoer" ein vollständiger Teil von Weenermoor.

 

Allee in Weenermoor bis zum Herbst 2004

 

Mit den Wanderungen des Ortes ist auch die Kirchengeschichte eng verbunden. Sie ist an anderer Stelle unter der Geschichte des „Alten Kirchhofes“ beschrieben. 1744 fiel Ostfriesland an Preußen. Aus dieser und nachfolgender Zeit sind in Weenermoor die Kirchenbücher erhalten. Wieder einmal "wanderte" Weenermoor nach Westen in die heutige Siedlungsreihe. Mit dem Verfall der alten und dem Bau der neuen Kirche 1824 ist die Verlegung abgeschlossen.

 

Weenermoor ist immer ein Bauerndorf gewesen. Fast alle Bewohner hatten etwas mit der Landwirtschaft zu tun. Noch heute wird das Dorf durch die Landwirtschaft geprägt.

 

 

 

Möhlenwarf

 

Möhlenwarf liegt auf einem kleinen Landrücken zwischen Weener und Bunde. Die Straße, die seit 1854 von Leer kommend diese beiden Orte verbindet, führt mitten durch das Dorf. Sie kreuzt etwa in der Mitte die Straße, die von Weenermoor nach Tichelwarf führt. An diesen beiden Verkehrswegen erstreckt sich das Dorf beiderseits der großen Straßenkreuzung.

 

Die Haseborg’sche Mühle in Möhlenwarf

 

Der Name ist leicht zu erklären: "Möhlen" ist der plattdeutsche Ausdruck für "Mühle" und die "Warf" ist ein natürlicher oder künstlicher Hügel oder Landrücken. In diesem Fall ist der Landrücken aber natürlichen Ursprungs. Mit der Mühle, die dem Ort seinen Namen verdankt, ist jedoch weder die ehemalige Mühle am Park gemeint, die im Jahr 1932 abgebrochen wurde, noch die Haseborg’sche Mühle, die heute das Wahrzeichen des Ortes ist.

 

 

Ursprünglich war Möhlenwarf eine kleine Bauernsiedlung, die sich um eine kleine Hafergrützmühle drängte. Noch heute heißt dieser älteste Teil des Ortes "Alt-Möhlenwarf". Zum ersten Mal wird Möhlenwarf 1728 in den Kirchenbüchern von Weener erwähnt. Damals standen im Ort nur fünf Häuser und die oben genannte Mühle. Während die umliegenden Ländereien morastig und sauer waren, hatten die wenigen Bewohner mit dem Anbau von Hafer ein erträgliches Einkommen. Neben Möhlenwarf haben zur gleichen Zeit auch in Lüchtenborg bereits sieben Häuser gestanden. Lüchtenborg gehört heute zu Möhlenwarf.

 

Mit der preußischen Übernahme der Regierungsgewalt in Ostfriesland 1744 begann der wirtschaftliche Aufschwung. Moore wurden abgetragen, Ländereien urbar gemacht und durch den Bau von Einheitshäusern neue Bewohner in den Ort gelockt. Alle Einwohner hatten Anteil an den "Meentelanden" (Gemeindeweiden) und pachteten diese für ihr Vieh. Es entstanden im Ort kleine Webereibetriebe.

 

 

Die Kirche von Möhlenwarf

 

Mitte des 19. Jahrhunderts begann der befestigte Straßenbau in Möhlenwarf. Als Unterlage wurden die Steine vieler alter Häuser verwendet und auch die Grabsteine des „Alten Kirchhofes“ in Weenermoor. Mit dem Straßenbau kamen auch neue Einwohner und Möhlenwarf wurde größer. Ab 1850 wurden die Meentelande privatisiert. Da die vielen kleineren Ländereien zu klein für eine sich lohnende Viehwirtschaft waren, schaffte man sie nach und nach ab. Viele Landeigentümer verschuldeten sich bei der Urbarmachung und verarmten. In den Jahren danach verdienten sie sich zumeist als Arbeiter in den landwirtschaftlichen Betrieben des Rheiderlandes ihren Lebensunterhalt.

 

Mit dem Bau der Eisenbahn und der Errichtung eines Bahnhofes sowie dem stetig wachsenden Durchgangsverkehr gewann Möhlenwarf immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. Es entstanden viele kleine Geschäfte und sogar zwei neue Mühlen.

 

Eine überregionale Attraktion war jedoch der Möhlenwarfer Park, der von Kommerzienrat Hermann A. Hesse angelegt wurde. Er gründete auch die Hesse Baumschulen in Weener.

 

 

Sankt Georgiwold

 

Schöpfwerk in Sankt Georgiwold

 

Das Dorf St. Georgiwold (in alten Urkunden auch "St. Georgswolde"), das im Volksmund auch "Swartewold" genannt wird, ist eines der ältesten Dörfer des Rheiderlandes. In einer historischen Urkunde taucht auch der Name "Jürgenswoldt" auf. Der Ort ist nach dem Heiligen Georg (Sankt Georg) benannt. Die Bezeichnung "Wold" (auch "Woold" oder "Wohld") bedeutet nach alten Quellen "Wald". Dieser Anhang wurde früher häufiger in Ortsnamen verwendet. In dieser moorigen Gegend muß es sich dann wohl um einen Erlenbruchwald gehandelt haben.

 

Seinen Namen "Swartewold" verdankt der Ort dem schweren schwarzen Moorboden (Darg), der hier eine Dicke bis zu vier Metern erreicht.

 

Der Ort lag, bevor er wie Weenermoor nach Westen verlegt wurde, am Middelweg. Diese Straße war ein alter Heerweg, der einst von Münster über St. Georgiwold nach Kloster Palmar führte, das im Dollart untergegangen ist. Im Jahr 1986 wurden am Middelweg bei einer Grabung die Reste der alten Kirche von St. Georgiwold freigelegt. Der Ort muß in der damaligen Zeit eine bedeutende Siedlung gewesen sein, denn allein vierunddreißig Hektar Weideland gehören der Kirchengemeinde.

 

Die Kirche von Sankt Georgiwold

 

Erstmals wurde St. Georgiwold im Jahr 1450 erwähnt. Nach einer Chronik schickte der Bischof von Münster einen Beauftragten nach Ostfriesland, um sich über das kirchliche Leben zu informieren. Er fand jedoch viele Orte überflutet vor, darunter auch St. Georgiwold. Der Einbruch der Geise (vor 1689) und die damit einhergehenden Überflutungen waren vermutlich der Grund, warum der Ort schließlich aufgegeben und im Westen neu errichtet wurde. Die ursprünglich gerade Nord-Süd-Siedlungsreihe von Böhmerwold über St. Georgiwold nach Weenermoor ist dadurch zerstört worden.

 

1681 wurde berichtet, daß die alte Holzkirche in "Sündt-Jürgenswoldt" morsch und baufällig geworden war. Im Jahr 1689 baute man eine neue Kirche - diesmal aus Stein. Trotzdem fanden noch einige Eichenbohlen aus der alten Kirche Verwendung.

 

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein hatte der Ort immer wieder mit Überschwemmungen zu kämpfen gehabt. Es muß für die Bewohner ein großer Fortschritt gewesen sein, als zwischen 1896 und 1960 die Sieltiefe und Schöpfwerke gebaut wurden.

 

Auch St. Georgiwold ist wie seine Nachbarorte immer ein Bauerndorf gewesen.

 

 

Beschotenweg

 

Das ursprüngliche Hochmoorgebiet an dieser höhergelegenen Stelle wurde von den Bewohnern von Weener abgetorft und es entstand zunächst eine Poststraße zwischen Weener über Bunde zu den Niederlanden. An dieser Straße, im Grenzgebiet zwischen Weenermoor, Bunde, Tichelwarf und Weener gab es wohl schon früh eine erste Siedlung.

 

Beschotenweg

 

Im Jahr 1743 wird Beschotenweg erstmals urkundlich als "beschoßener Weg" erwähnt. Diese Bezeichnung ist jedoch eine falsche Verdeutschung des plattdeutschen Wortes "beschoten". Wahrscheinlich ist, daß die oben genannte Poststraße ein hölzerner Bohlenweg war, der an beiden Seiten durch einen Grabenaushub befestigt war. Diese Befestigung nannte man damals "Schott".

 

Wirtschaftlich hat Beschotenweg nie große Bedeutung erlangt. Die Bewohner arbeiteten fast ausschließlich in der Landwirtschaft in den benachbarten Gemeinden oder als „Freeslandloopers“ (Hollandgänger) in den Niederlanden. Im Winter hatten die Familien kaum ein Einkommen und so wurden oft zusätzlich Schafe und Ziegen gehalten, die Milch und Wolle lieferten. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Gemeinde mehrere Handwerksbetriebe und Geschäfte errichtet.

 

Wann genau Beschotenweg eine eigene politische Gemeinde geworden ist, bleibt unbekannt. Das erste Protokollbuch der Gemeinde beginnt erst 1916. Bis zur großen Gemeindereform im Jahr 1973 konnte die bis dahin kleinste Gemeinde des Rheiderlandes ihre politische Selbständigkeit bewahren.

 

 

 

Die Gemeindereformen 1972/73 und 1996

 

Das Rathaus in Weener

 

Mit der allgemeinen Gemeinde- und Landkreisreform in den Jahren 1972/73 in Niedersachsen wurden die bisherigen kleineren Gemeinden zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengefaßt. Die bisherigen, politisch selbständigen Gemeinden Weenermoor, Sankt Georgiwold und Beschotenweg kamen neben Holthusen, Kirchborgum, Diele, Vellage und Stapelmoor zur Stadt Weener und wurden Teil der Einheitsgemeinde.

 

Noch einige Jahre behielten diese jetzigen Gemeindeteile ihre Ortsräte, die dann aber nach und nach aufgelöst wurden. Heute vertreten die Ortsvorsteher der Ortschaften die Belange der Bevölkerung gegenüber den Gremien der Stadt. Gleichzeitig unterstützen sie durch ihre Bürgernähe die Arbeit der Stadtverwaltung.

 

Mit der Reform 1972/73 endete in Niedersachsen auch die Personalunion der Ämter des Gemeindedirektors und des Bürgermeisters. In größeren Gemeinden waren diese Ämter nämlich getrennt, denn während der (ehrenamtliche) Bürgermeister der Vorsitzende des Rates war (als politisches Oberhaupt der Gemeinde), war der Gemeindedirektor (in Weener: Stadtdirektor) unabhängig eines politischen Wahlergebnisses der hauptamtliche Chef der Verwaltung. Dieses System nannte man "Zweigleisigkeit".

 

Mit der zweiten Verwaltungsreform wurde nach 23 Jahren wieder alles anders. Das Amt des Gemeinde-/Stadtdirektors gibt es seit dem Auslaufen der Norddeutschen Ratsverfassung in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nicht mehr. In Niedersachsen läuft das Amt seit der Einführung der ''Eingleisigkeit'' in der Verwaltung durch die neue NGO (Niedersächsische Gemeindeordnung) aus dem Jahr 1996 aus. Nach der neuen NGO ist nun der von den Bürgern gewählte Bürgermeister der hauptamtliche Chef der Verwaltung.

 

Die Stadt Weener hat seit 1998 einen hauptamtlichen Bürgermeister.

 

 

 

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