Die Volksschule in Möhlenwarf

 

Von der Schule am Knotenpunkt bis zur Parkschule

Auszug aus der Dorfchronik 1993 (Autor unbekannt)

 

"Wann in Möhlenwarf die erste Schule eingerichtet wurde, ist nicht genau zu ermitteln. Es wird wohl um 1750 gewesen sin. Für dieses Datum spricht, daß in den Akten der Kirchengemeinde Weener seit 1760 Lehrer an der Schule Möhlenwarf aufgeführt werden. Nach der Besiedelung des Moorrandes (Alt-Möhlenwarf und Beschotenweg) war die Errichtung einer Schule unumgänglich. Man konnte den Kindern den damals beschwerlichen Schulweg nach Weener nicht zumuten.

 

Es deutet alles darauf hin, daß schon die erste Schule dort gestanden hat, wo sich bis 1964 die Volksschule befand. Bei der Gründung war das noch nicht der "Knotenpunkt", aber etwa die Mitte der neu entstandenen Siedlungen.

 

Lehrerwohnhaus und Volksschule um 1960

Volksschule Möhlenwarf mit Schulhof um 1960

 

Bis 1886 blieb es eine Schule mit nur einem Klassenraum. Das war damals allgemein so in den Dörfern. Auch in Stapelmoor wurde erst 1886 ein zweiter Klassenraum angebaut. Die Zahl der Kinder nahm stetig zu. Erweiterungen des Schulgebäudes waren die Folge. Aus einem Protokoll ist zu entnehmen, daß 1854 die erweiterte und völlig renovierte Schule mit einem Gottesdienst feierlich eingeweiht wurde. Übrigens fanden früher regelmäßig Gottesdienste in der Schule statt. So war die Schule nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen der Mittelpunkt des Dorfes."

 

Um 1880 wurde eine Erweiterung der Schule notwendig. Es mußten bis zu 130 Kinder in einem Klassenraum unterrichtet werden. Man beschloß daher den Anbau eines zweiten Klassenraumes "welcher circa 80 Kinder aufnehmen könne." 1906 erfolgte dann der Anabau eines dritten und 1926 eines vierten Klassenraumes. Diese vierklassige Volksschule bestand bis 1964 - zuletzt mit Übergangslösungen und Notbehelfen.

 

Lehrerwohnhaus in Möhlenwarf

Lehrerwohnhaus neben der Schule

 

In einer Sitzung des Schulvorstandes wurde bereits am 18.10.1957 über einen Schulneubau auf dem ehemaligen Parkgelände gesprochen. Jahre später waren die Pläne zum Bau einer neunklassigen Schule herangereift. In einem ersten Bauabschnitt sollten zunächst sechs Klassen entstehen. Am 15.12.1964 konnte die Einweihung der Parkschule erfolgen.

 

 Die Zeitung "Rheiderland" schrieb dazu am 16.12.1964:

 

"Ein Festtag für die Schulkinder, ein stolzer Tag für alle Einwohner von Möhlenwarf: die prachtvolle neue Schule wurde mit einer Feier ihrer Bestimmung übergeben. In sechs Klassen geht es jetzt 'munter' zu, die Jungen und Mädchen sind aus der enge des alten Schulgebäudes herausgetreten und verbringen nun ihre Schulstunden in Räumen, die als vorbildlich angesprochen werden können. Es ist erst der erste Bauabschnitt, der sich jetzt in seiner ganzen baulichen Schönheit präsentiert; der zweite Bauabschnitt wird eines Tages folgen. Die Möhlenwarfer hoffen, daß sie darauf nicht mehr lange warten müssen."

 

Schulklasse in Möhlenwarf (Einschulung Jahrgang 1931)

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 A. Kruse, F. Smidt, Th. Wessels, H. Fokken, W. Hilbrands, J. Poppen, B. Rieks, R. Tirrel, H. Grau,

E. Siemens, I. Meyer, T. Davids, S. Frikke, A. Bekker, T. Lammers, I. Wienberg,

W. Meyer, K. Schoormann, G. Bontjes, H. Freesemann, G. Sonnenberg

K. Harms, S. Pathmann, I. Klinkenborg, G. Willms, G. Dorenbus

 

Die Meinung, die Parkschule Möhlenwarf könne sich zu einer "ländlichen Zentralschule", zu einer "Mittelpunktschule" entwickeln, stellte sich nach der Einweihung sehr bald als Illusion heraus. Dem "Aufbruch" wurden Grenzen gesetzt und die Stimmung sehr bald gedämpft. Dem ersten Bauabschnitt folgte kein zweiter. Die Schulentwicklung nahm eine andere Richtung.

 

Zu Beginn des Schuljahres 1968/69 verlegte das Land Niedersachsen infolge der Schulreform den Schuljahresbeginn erstmals auf den 1. August. Die Klassen ab dem fünften Schuljahr der Volksschule Möhlenwarf wurden wegen der Einrichtung einer Förderstufe und der beabsichtigten Aufstockung der dortigen Hauptschule nach Weener umgeschult. Bemühungen, zusammen mit der Volksschule Holthusen/Tichelwarf eine eigene Förderstufe einzurichten, waren zuvor gescheitert. Im Zuge der Gemeindereform 1972 wurden die Gemeinden Weenermoor und Holthusen nach Weener eingemeindet.

 

"Somit wird am 01.04.1973", so schreibt Schulleiter Reents in seinen Aufzeichnungen, "das letzte 9. Schuljahr aus der hiesigen Schule entlassen.
Ab dem 01.08.1973 wird die Volksschule Möhlenwarf nur noch Grundschule sein."

(Festschrift zum 25. Bestehen der Parkschule)

 

 

Die Lehrer der Volksschule Möhlenwarf

 

Die Volksschulen wurden in früheren Zeiten in der Regel von den Kirchengemeinden unterhalten. Die Lehrer wurden von den Eltern der Schüler bezahlt, die ein Schulgeld zu entrichten hatten. Darüber hinaus gab es den "Reihetisch", der sie verpflichtete, den Lehrer zu beköstigen, wenn sie "an der Reihe" waren. Der Lehrer hatte zu diesem Zweck immer einen eigenen Löffel bei sich und wurde deshalb auch "Lepelloper" (Löffelläufer) genannt. Wegen der ärmlichen Verhältnisse konnten nur wenige Eltern das Schulgeld pünktlich oder vollständig entrichten. Auch die Beköstigung fiel oft mager oder ganz aus, sodaß sich Lehrer J. H. Lolling gezwungen sah, 1856 in einem Brief an die Kirchengemeinde um die Aufhebung des "Reihetisch" zu ersuchen und darum bat, das Schulgeld, die Unterkunftskosten und eine Beköstigungspauschale direkt auszuzahlen. Dies wird im August 1856 vom Schulvorstand auch so beschlossen.

 

Lehrerkollegium 1903

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Von links: Herr Purnhagen (2. Lehrer), Fentine Dreesen (Handarbeitslehrerin),
Georg Blikslager (Hauptlehrer), F. Janszen (3. Lehrer)
Foto: Mit freundlicher Genehmigung Georg Blikslager, Bad Säckingen

Klassenfoto vom 12. Mai 1903

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mit den vier Lehrern
Georg Blikslager, Fentine Dreesen, Herr Purnhagen, F. Janszen
Foto: Mit freundlicher Genehmigung Georg Blikslager, Bad Säckingen

 

1899 kommt der älteren Bewohnern Möhlenwarfs noch bekannte Lehrer Ahlirich Johann Georg Hinricus Blickslager (*09.11.1874 in Aurich, +31.10.1937 in Haxtum) von Wymeer nach Möhlenwarf. Er bleibt zunächst bis 1905 und übernimmt dann ab 1918 die Hauptlehrerstelle, die er bis zu seiner Pensionierung 1937 inne hat. Er war mit Frau Fentine Heikobine Dreesen (*27.03.1881 in Norden, +03.05.1917 in Emden) in erster Ehe verheiratet. Er ist unter anderem vor allem als Dichter und Heimatschriftsteller in Erinnerung geblieben. Bereits 1906 erschien im Verlag H. Risius in Weener ein Gedichtband "Schößlinge".

 

Lehrerkollegium 1930

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Von links: Lehrer Deike, Georg Blikslager, Fritz Homburg, Wilhelm Homann

Lehrerkollegium 1931

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Von links: Anna Teigler, Wilhelm Homann, Georg Blikslager, Paula Hermanns, Fritz Homburg

 

Ein weiterer Lehrer war Herr Lange, der nach 1906 als Hauptlehrer dem Schulvorstand angehörte und 1917 erst als verschollen und später für tot erklärt wurde. 1926 kam Lehrer Wilhelm Homann, gebürtig aus Springe, nach Möhlenwarf. Er wurde 1937 zum Hauptlehrer ernannt. Nach dem 2. Weltkrieg war er Hauptlehrer in Tichelwarf.

 

Hauptlehrer Georg Blikslager

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 Georg Blikslager in seinem Arbeitszimmer vor der Pensionierung 1937

Foto: Mit freundlicher Genehmigung Georg Blikslager, Bad Säckingen

Hauptlehrer Georg Blikslager

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 Georg Blikslager in einem Klassenzimmer vor der Pensionierung 1937

Foto: Mit freundlicher Genehmigung Georg Blikslager, Bad Säckingen

 

Aus der Zeit zwischen den Kriegen sind noch folgende Lehrer bekannt (Liste nicht vollständig):

 

Lehrer Fritz Homburg 1926 - 1932

Lehrer Deike 1913 - 1930

Lehrerin Glißmann 1930 - ?

Lehrerin Anna Teigler 1930 - 1931

Lehrerin Paula Hermanns (später Radziek) 1931 - 1936

Lehrerin Gertrud Sluyter 1937 - 1967

Lehrer Grebe 1932 - 1945

Lehrer Juilfs 1937 - 1950

 

 

Schulausflug in Möhlenwarf 1932

mit den Lehrern Homburg, Glißmann, Blikslager und Homann

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Von vorne links: M. Hilbrands, D. Brauer, W. und H. Groen, D. Festers, E. Koenen, S.  und T. Pathmann, P. und A. Koenen, B. Pathmann, L. Feikes, K. Schoormann, E. Willms,

K. Groen, F. Schmidt, R. Goren, Th. Schmidt, H. Brauer, H. Festers, R. Tirrel, B. Koenen, J. Akkermann, B. Bronn, R. Köller, W. Schoormann, H. Akkermann, Chr. Sonnenberg

B. Steevens, J. Fokken, A. Wessels, D. Fokken, W. Freesemann, H. Haken, T. Busemann

 

1947 kam Hauptlehrer Friedrich Borchers von Pewsum nach Möhlenwarf und leitete die Volksschule bis zu seiner Pensionierung 1956. Nach seinem aktiven Schuldienst blieb es als Aushilfe, als Vorsitzender des Schulvorstandes und zeitweiliger Bürgermeister der Schule verbunden. So konnte er dazu beitragen, daß die neue Parkschule gebaut werden konnte. Ihm folgte Hauptlehrer Heinrich Reents, vorher in Tichelwarf tätig, der die Schule bis 1976 leitete. Zu seiner Zeit erlebte die Schule die größten Veränderungen:

 

1. Auflösung der Volksschule in Weenermoor und die Eingliederung der Kinder in die Schule Möhlenwarf

2. Aufbau der neuen Parkschule als Dorfmittelpunktschule

3. Einrichtung der Orientierungsstufe als neue Schulform in Weener

4. Verlegung der Oberstufen nach Weener

 

Herr Reents bemühte sich, die in den Kriegswirren verloren gegangene Schulchronik neu zu erstellen. Er war 15 Jahre lang Vorsitzender des Lehrervereins Oberrheiderland. Mehr als 30 Jahre arbeitete er in der Organisation "Schule und Wald" und führte mit der Oberstufe mehrere Lehrgänge in Waldjugendheimen im Harz durch. Seine Nachfolgerin war Frau Ruth Beier, die bereits seit 1965 als Konrektorin an der Schule tätig war. Insofern hat sie die große Umstellung in der Parkschule von der Mittelpunktschule zur Grundschule unmittelbar erlebt. Sie wurde 1981 in den Ruhestand verabschiedet.

 

Schulklasse 1930 mit Lehrern: Blikslager, Deike, Homburg und Homann

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Obere Reihe von links: J. Hilbrands, T. Wienberg, Zw. Groenewold, B. Timmer, H. Feikes, H. Hassebroek, M. Voss, Chr. Kroon, A. Blikslager*, R. Harms, M. Pommer

Zweite Reihe von links: F. Hinderks, W. Groenewold, T. Groenewold, G. Feikes, H. Feikes, B. Seeveriens, J. Seeveriens, F. Siemens, K. Freesemann

Dritte Reihe von links: H. Fokken, J. Tielboer, H. Hassebroek, M. Jakobs, A. Gersema, D. Bonte, D. Hilbrands, M. Hilbrands, J. Schoormann, Pals, T. Theile

Untere Reihe von links: B. Fokken, P. Fokken, Krüger, B. Jakobs, T. Hilbrands, H. Abbas, H. Helm, T. Pals, D. Schoormann, Siemens, Fr. Siemens, E. Siemens

*) Agnes Katherine Blikslager war die Tochter des Hauptlehrers aus 2. Ehe mit Frau Clara Mammen

 

 

Schulklasse 1933 mit Lehrer Homann

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Obere Reihe von links: Akkermann, Chr. Sonnenberg, A. Bontjes, B. Steevens, J. Fokken, W. Freesemann, D. Haken, Fr. Busemann

Zweite Reihe von links: N. Schoormann, Koeller, B. Schmidt, J. Akkermann, B. Koenen, Tirrel, M. Feikes, B. Brand, Fokken, H. Brauer, E. Festers, A. Schmidt

Dritte Reihe von links: J. Winterboer, Koeller, Hellmann, Hilbrands, Leissen, Minnemann, Schoormann, A. Brauer, L. Ruither, G. Siemens, M. Duismann, Geschw. Koenen

Vierte Reihe von links: Koenen, Tittel, F. Freesemann, F. Schmidt

Fünfte Reihe von links: H. Winterboer, H. Festers, H. Brauer, Schmidt, Geschw. Groen, Willms, Schoormann, L. Feikes, Pathmann

Untere Reihe von links: O. Brauer, Geschw. Groen, D. Festers, E. Koenen, Geschw. Pathmann, P. Koenen, A. Koenen

 

 

 

Schulklasse 1970 mit Lehrerin Almuth Richter

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Foto der 1. Klasse (Klasse 1b) der Volksschule Möhlenwarf im Jahr 1970. Die Klassenlehrerin war Almuth Richter, Ehefrau von Werner Richter aus Möhlenwarf. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wechselten die Kinder in das neue Schulgebäude an der Parkstraße.

Das Foto wurde uns von Herrn Alfred Vreyborg aus Preetz zur Verfügung gestellt. Wer kann Angaben zu den Schülern machen?

 

 

 

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